Selbstverständnis

  • Was bieten wir an?

    Für Menschen, die von Kinderverschickungen mit Baden-Württemberg Bezug betroffen sind, stellen wir uns als persönliche Ansprechpartner:innen zur Verfügung. Wir bieten Hilfe zur Selbsthilfe, Veranstaltungen zum Thema, Vernetzungsmöglichkeiten, regelmäßige Selbsthilfetreffen und telefonische Sprechzeiten an. Wir bauen ein Zeitzeugenarchiv auf, mit dem Betroffene der eigenen Biografie weiter auf die Spur kommen können. Außerdem bieten wir ein breites Angebot zur ehrenamtlichen Mitarbeit.

    Durch die Zusammenarbeit mit Politik und ehemaligen Trägerorganisationen bauen wir ein vertrauensvolles Kontaktnetzwerk auf, an das sich Betroffene angstfrei wenden können.

  • Warum wir uns engagieren.

    Was uns im Verein eint ist der Wunsch, Licht in das bisweilen dunkle Kapitel Kinderverschickungen zu bringen. Sowohl für unsere eigene Biografie als auch für den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang. Der Fokus unserer Arbeit liegt auf Selbsthilfe, Recherche, Aufarbeitung und Sichtbarmachung.

  • Welche Ziele haben wir?

    Als noch lebende Zeitzeugen eines noch nicht erzählten Kapitels der deutschen Nachkriegsgeschichte wollen wir mit unserer Aufarbeitung ins Heute und Morgen hineinwirken. Wir haben feine Antennen für individuellen und institutionellen Machtmissbrauch entwickelt, der an „Schwächeren“ ausgelebt wird.

    Durch unseren Gang an die Öffentlichkeit treten wir dafür ein, dass die Gesellschaft sensibler und empathischer im Umgang vor allem mit Kindern und anderen hilfsbedürftigen Menschen wird.

    Wir fordern die am Thema Kinderverschickungen Baden-Württemberg beteiligten Träger und Institutionen auf, sich ihrer Verantwortung zur eigenen Geschichte vorbehaltlos zu stellen.

    Die flächendeckende Aufarbeitung Kinderverschickungen Baden-Württemberg wollen wir auf Augenhöhe mit den damals beteiligten Institutionen erreichen.

    Dort wo sich Institutionen an Verschickungskindern schuldig gemacht haben, erwarten wir eine öffentlich sichtbare Entschuldigung und ein symbolisches Versöhnungsritual.

    Wir fordern die Politik und ehemaligen Träger auf, unsere Koordinierungsstelle kurz- mittel- und langfristig finanziell so zu unterstützen, dass wir als Anlaufstelle für betroffene Zeitzeugen professionelle Strukturen aufbauen können.

  • Wer wir nicht sind.

    Wir sind keine therapeutische Einrichtung, unsere Angebote für Betroffene ersetzen keine Therapie, wir geben kein Heilversprechen und die Nutzung unserer Angebote erfolgt auf eigene Verantwortung.

    Wir sind kein Unternehmen, sondern ein gemeinnütziger Verein. Alle Beteiligten – bis auf eine Person im Minijob – engagieren sich freiwillig, ehrenamtlich und sind selbst von Kinderverschickung betroffen.

    Wir sind keine Service-, sondern eine Koordinierungsstelle und recherchieren auch nicht für Betroffene. Wir geben Informationen weiter, verfügen über ein großes Netzwerk, bieten Hilfestellungen und Veranstaltungen kostenfrei an.

    Jede/r Betroffene darf bei und mit uns Selbstverantwortung übernehmen. Feedback ist willkommen und gleichzeitig schützen wir uns und unsere Ehrenamtlichen vor überzogenen Erwartungen und daraus resultierenden Projektionen, Übertragungen und Angriffen.

    Gegen Spaltungs- und Mobbingversuche gehen wir transparent und konsequent vor. Wir versuchen uns bestmöglich vor „Trittbrett-Betroffenen“ (Menschen, die vorgeben, ein gleiches oder ähnliches Schicksal erlitten zu haben) zu schützen.

    Jede/r Betroffene ist herzlich willkommen uns kennen zu lernen, Angebote anzunehmen, mit zu gestalten und Verantwortung zu übernehmen. Wenn die eigenen Bedürfnisse allerdings dauerhaft nicht befriedigt werden steht es allen frei, uns auch wieder zu verlassen.

    Wir setzen im Thema Kinderverschickungen nicht auf öffentliche Skandalisierungen. Uns geht es erst einmal nicht um individuelle Entschädigungen, sondern um gemeinsame wissenschaftliche Aufarbeitung auf Augenhöhe. Gleichzeitig schützen wir uns und andere Betroffene vor Kontakten mit ehemaligen Trägern, die es nicht schaffen, uns empathisch gegenüberzutreten.

    Bei uns sind auch Menschen willkommen, die gute Erinnerungen an ihre Kuraufenthalte als Kinder haben. Gleichzeitig erwarten wir von ihnen eine hohe Sensibilität im Umgang mit traumatisierten Betroffenen. Deren erfahrenes Leid und Unrecht steht bei unseren Unterstützungsangeboten im Vordergrund.

  • Wie gehen wir miteinander um?

    Wir wollen:

    • uns auf Andere einlassen
    • für unsere eigenen Bedürfnisse sorgen und nicht andere dafür verantwortlich machen
    • die eigene Perspektive wechseln können
    • auch mal die eigene Position in Frage stellen
    • keine Angst vor Traurigkeit und Tränen haben
    • es aushalten, wenn Fragen gestellt werden, auf die wir keine Antwort haben
    • bei aufkommenden Störungen und unbefriedigten Bedürfnissen miteinander und nicht übereinander reden
    • Konflikte intern und direkt ansprechen und nicht in der breiten Öffentlichkeit
    • unsere eigenen Ressourcen und Grenzen respektieren und danach handeln
    • mutig für unsere Bedürfnisse eintreten
    • die Öffentlichkeit selbstbewusst über das Thema Kinderverschickungen aufklären